Kater "Sam"
 

Eine Vermisstenmeldung der etwas anderen Art erreichte uns aus Nordenham:

Nicht die eigentliche Besitzerin meldete uns zwei Katzen als vermisst, sondern eine besorgte Frau, bei denen die beiden Fellnasen für einige Zeit sozusagen "Feriengäste" waren - Kater 'Sam' & Katze 'Lene'.
Während ihres befristeten Aufenthalts hatte sich nämlich herausgestellt, dass bei dem weiblichen Teil des Katzenduos laut Tierarzt dringend eine Zahnbehandlung vorgenommen werden musste - aber als Frauchen-auf-Zeit kann man so was ja nicht ohne Zustimmung des Halters entscheiden und durchführen lassen.
Nachdem Sam & Lene wieder an Frau S. zurückgegeben worden waren - schweren Herzens, wie das so ist - mit der Information, dass Lene unbedingt zum 'Zahnarzt' müsse, wollte sich Frau M., das Frauchen-auf-Zeit, einige Tage später nach dem Befinden der Katze erkundigen.
Man macht sich halt Sorgen...

Zu ihrem großen Erstaunen erhielt sie vom Bruder der Besitzerin die Auskunft, die Katzen seien nicht mehr da.
Man habe sie ins Tierheim gegeben...
Ebenso verdutzt wie beklommen rief Frau M. dort an und blieb einen Moment sprachlos mit dem Telefonhörer in der Hand sitzen, als es hieß, zwei Katzen seien in den letzten Tagen nicht abgegeben worden.
Sie bekam den Rat, es doch mal beim Tierschutzverein zu versuchen, vielleicht habe man sie dorthin gebracht.
Dasselbe Spiel - ein Katzenpaar sei dort nicht abgegeben worden, nein.

Nun wuchs sich die bange Beklommenheit zu echter Sorge aus: Wo waren die zwei geblieben? Was war passiert?
Wieder ans Telefon, wieder bei der Halterin Frau B. angerufen...
Nach vielen herumeiernden Ausreden kam folgendes heraus: Die Eltern der Besitzerin - derzeit auf Mallorca in Urlaub, hieß es - hatten die Tiere vor ein paar Tagen kurzerhand ausgesetzt. In der Nähe eines Bauernhofs irgendwo nahe Alserwurp...
Ich spekuliere jetzt mal, vielleicht lieg ich auch völlig daneben, aber...  Die Katzen lagen den Eltern vielleicht ohnehin nicht sonderlich am Herzen, und die Tochter als eigentliche Besitzerin - in jugendlichem Erwachsenenalter zwar, aber noch nicht abgenabelt - wäre möglicherweise nicht in der Lage gewesen, die anstehende Zahnbehandlung von 'Lene' zu finanzieren...
Und überhaupt, man wollte jetzt ja auch in Urlaub, nicht wahr.
Also, rein ins Auto, möglichst ein ganzes Stück weg von Zuhause (nicht, dass die Tiere noch zurückfinden!), dann raus aus dem Auto - so, seht zu und auf Nimmerwiedersehen.

Da hilft es auch nichts, dass man ja meinte, die werden sich schon zu dem Bauernhof ganz in der Nähe orientieren und da irgendwie unterkommen.
Bauern sind ja auch - entschuldigen Sie, falls Sie einer sind und dazu noch die rühmliche Ausnahme von der Regel - dafür bekannt, sich ganz besonders gewissenhaft um Katzen zu kümmern... Und 'Lene' mit Zahnproblemen und Schmerzen umgehend zum Tierarzt bringen würden...

Katze "Lene"
persönlich aus ihrem neuen Zuhause, ganz privat...
Nun also - Frau M. war schrecklich in Sorge, rief den Tiersuchdienst an und meldete die ganze Sache. Heidi setzte sich ins Auto und fuhr mit Frau M. und deren Tochter zu der (nur in etwa bekannten) Stelle, wo man Sam & Lene ausgesetzt hatte, obwohl die Suche nahezu aussichtslos war... Trotzdem, so was lässt einem keine Ruhe.
Nichts zu sehen von den Katzen.
Beim Herumfragen in der näheren Umgebung hörten sie, man habe eine Katze gesehen, die so ausgesehen habe wie Sam, aber na ja, sonst wusste man nichts.
Frau M., die die beiden Katzen während ihres Aufenthaltes bei ihr und ihrer Familie sehr ins Herz geschlossen hatte,
informierte auch noch den Tierschutzverein mit Bildern & sonstigen Angaben über den Fall - immer in der Hoffnung, jemand würde die beiden finden und als Fundtiere melden!
Und sie machte den Verursachern dieser furchtbaren Geschichte die Hölle heiß; denen wurde es mittlerweile doch etwas mulmig...
Ob es nun tatsächliche Reue und das Erfassen dessen, was sie da getan hatten den Ausschlag gab - oder ob es die Aussicht auf eine Anzeige wegen Aussetzens war: Die ehemaligen Katzenhalter gingen gründlich auf die Suche, verteilten Bilder und Plakate, fuhren auch nochmal mit jemandem vom Tierschutzverein die Gegend ab, der sich einige Tage später gemeldet hatte... Ohne Erfolg.

Noch ein paar Tage später dann klingelte es bei Frau M. an der Tür - davor standen Mutter und Tochter B., eine Katze flitzte zur Tür herein... Lene war wieder da! Die zwei Frauen hatten sie gefunden - dort, wo sie ausgesetzt worden war, hatte sie in einem Gebüsch gesessen...
Von Kater Sam allerdings bis heute keine Spur.
Die glückliche Lene ist bei Frau M. geblieben, hat mittlerweile die ganze Familie fest in der Pfote und genießt ihr Leben.

Ach übrigens...
etwas überraschend ist folgender Text, den wir auf den Seiten des Tierschutzvereins Wesermarsch entdeckt haben:

Anfang August ausgesetzt - wieder da seit 15.08.2011- HAPPY END !!!

Durch den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter des Tierschutzvereins Wesermarsch, sowie der Eltern der ehemaligen Besitzerin und der Dame welche Lene ab sofort zur Pflege hat, wurde die Katze unweit vom Aussetzort heute glücklicherweise gefunden.

Sie hat inzwischen Platz auf dem Sofa genommen und erholt sich vom Stress der letzten Tage.

Die Wohnungskatze hat durch ihre Odyssee in der „Wildnis“ stark abgenommen, aber im Großen und Ganzen hat das Tier die letzten Tage gut verkraftet. Die dringend nötige Zahnsanierung wird in den nächsten Tagen durchgeführt.

Lene kann nun in eine sorgenfreie Zukunft in einem liebevollen Umfeld blicken

 

Also, nennen Sie mich pingelig... oder präzise... aber erweckt dieser Text nicht irgendwie den Eindruck, dass in allererster Linie der Tierschutzverein Anteil am erfreulichen Ausgang von Lenes Geschichte hat?
Und war das Absicht oder nur eine etwas zu euphorische, verunglückte Formulierung?
Schließlich hatten doch Mutter und Tochter B. bei einer ihrer unermüdlichen Suchaktionen voll des schlechten Gewissens das Schätzchen Gott sei Dank entdeckt und mitgenommen.
Hm.

Fragen Sie mal Frau M. - die wundert sich darüber auch.

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