J a n u a r 2011
 
Am ersten Dienstag des neuen Jahres lief einer Frau im Nordenhamer Stadtteil Abbehausen (Nds.) ein ausgehungerter und schrecklich magerer grauer Kater zu.
Er miaute sehr laut und sehr viel und er hatte Glück: Er wurde aufgenommen und zuerst einmal mit Futter und Wärme versorgt, was er sehr genoss. Es stellte sich heraus, dass der Kartäuser-Mix gar keine Zähne mehr hatte...

Die Finderin meldete ihren neuen Hausgenossen beim Tiersuchdienst Wesermarsch - und dann begann eine unglaubliche Geschichte:

Frau Huth-Hinrichs machte einen 'Hausbesuch' und entdeckte, dass der Kater erfreulicherweise einen Chip unter der Haut hatte und er beim Deutschen Haustierregister registriert war.
Allerdings unter einer Anschrift in Coburg (Bayern), die sich bei Nachforschungen als nicht mehr aktuell erwies - es gab keine Telefonnummer und auch keine neue Anschrift.
Was tun?
Zuerst mal auf der "Katzensuchdienst"-Seite eine Fundmeldung veröffentlichen, Rubrik 'zugelaufen/Bayern'. Schließlich stammte der Kater von dort und wenn ihn jemand suchte, dann ja wohl am ehesten in seinem ursprünglichen Bundesland.


Kurz nach der Veröffentlichung dieser Meldung meldete sich Frau Miller von der Katzenhilfe Augsburg, die die eingetragene Tierhalterin Frau D. bei "facebook" gefunden hatte!
Demnach wohnte diese mittlerweile anscheinend in Bremen - allerdings verwies uns das zuständige Einwohnermeldeamt wieder nach Coburg. Ein weiterer Anruf dort brachte das Ergebnis, dass die Gesuchte nach 'Grub am Forst' verzogen sei.
Noch ein Anruf, noch ein Einwohnermeldeamt... Dieses Mal erfuhren wir, der neue Wohnsitz sei irgendwo in München...
Genau, noch ein Telefonat - doch leider gab man sich im Münchner Einwohnermeldeamt sehr zugeknöpft.

Aber aufgeben kam nicht in Frage!

Die letzten Eintragungen der Einwohnermeldeämter in Bayern lagen schon Jahre zurück... Bei "facebook" allerdings hatte sich Frau D. im Dezember 2010 aktuell sehen lassen... und danach musste sie eigentlich in Bremen sein.
Der Tiersuchdienst bat den Nordenhamer Ordnungsamtsleiter Rudolf Müller um Hilfe. Ob er nicht vielleicht noch einmal in Bremen anrufen könne? So von Amt zu Amt? Er konnte. Und war erfolgreich.

Wir erfuhren, dass die viel gesuchte Tierhalterin nun im niedersächsischen Lilienthal wohnhaft sei (wobei wir lernten, dass Lilienthal gar nicht zu Bremen, sondern zu Niedersachsen gehört) - und ein erneuter Anruf bei einem weiteren Einwohnermeldeamt bescherte uns endlich eine Adresse! Allerdings keine Telefonnummer...
Durch ein paar Nachforschungen am PC fanden wir heraus, dass es eine Tierarztpraxis gab in derselben Straße, in der nun die Gesuchte wohnen sollte - und dort kannte man sie! Wir hatten endlich eine Telefonnummer.

Noch ein Telefonat, das erfreulichste von allen.
Der Kater heißt "Sammi" - und verschwand im Frühjahr 2004.. also vor sieben Jahren!
Zu jener Zeit steckte die Halterin gerade mitten in ihren Examensarbeiten und hatte den Kater in die Obhut einer Nachbarin gegeben, weil sie zeitlich nicht beidem wirklich gerecht werden konnte. Als sie dann 'Sammi' nach Hause holen wollte, war er nicht mehr da - er war weg gegeben worden und man wollte ihr nicht sagen, wo er nun lebte.
Alles Suchen blieb erfolglos, die unzuverlässige Nachbarin zog weg und Frau D. gab irgendwann auf.

Tja, und nun war er in Abbehausen wieder aufgetaucht.
Wie er dort hingekommen ist, was ihm zwischenzeitlich so widerfahren ist - das werden wir wohl alle niemals herausbekommen.
Die wirklich überglückliche Frau D. kuriert gerade eine Lungenentzündung aus und kommt am Wochenende nach Nordenham, um ihren 'Sammi' zu sich zu holen.

Ohne einen Chip, ohne eine Registrierung wäre das niemals möglich gewesen.

 
Und ein guter Rat an alle, die es betrifft: Wenn Sie den Wohnort wechseln, melden Sie doch bitte nicht nur sich selbst beim Einwohnermeldeamt um - sondern auch Ihr Tier beim entsprechenden Haustierregister!
 

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14. Januar 2011
 
Froh und auch ein bisschen stolz über das glückliche Wiedersehen & unseren Anteil daran, haben wir heute von "Sammis" Frauchen diese Karte bekommen:
 

 
14. Januar
 
Nachtrag



Nur wenige Stunden nach dem freudigen Wiedersehen - Kater Sammi lief nach all den Jahren auf seine Besitzerin zu - erreichte uns ein unendlich trauriger Anruf:

Die Tierärztin, die Sammi durchgecheckt hatte, diagnostizierte bei ihm Katzenaids und FIP im Endstadium. Diese Feline infektiöse Peritonitis (Bauchfellentzündung) ist hoch ansteckend, nicht heilbar und führt immer zum Tod.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen dabei geht - aber mir bleibt jedes Wort im Hals stecken.

 

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"Und ich habe mich so gefreut!" sagst du,
wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde.
Du hast dich gefreut - ist das nichts?

Marie von Ebner-Eschenbach
 

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